The Godfather

The Godfather ★★★★★

HAPPY 50TH ANNIVERSARY!!


Das dreistündige Epos mundet noch genauso gut wie einst als ich es zum ersten Mal genossen hab und viele Male danach.
Wie kulinarische Pasta mit Tomatensoße den Gaumen schmeichelt, schmeichelt dieser Film die Augen und die Sinne.
Dazu eine gute Lasagne mit einem fabelhaften Chianti.
Als Dessert bieten sich frische Cannoli an.

Erzählkino in Formvollendung.
Erstaunlich was die Verantwortlichen damals hier weggerissen haben nur um zwei Jahre später mit der Fortsetzung noch einen draufzusetzen.
Ein ganz und gar nicht gehetzter Film, eher ruhig mit einer gewissen Distance erfasst. So gut wie jeder Handlungsstrang wird nicht vergessen, oder links liegen gelassen. Alles und jeder hat seinen Platz.

Was schau ich mir da eigentlich zum gefühlt drölfzigsten Mal an?
Gangsterkino mit Ballerorgien? Stumpfes Stereotypenkino?
Bei weitem nicht. Diese Trilogie betrachte ich als Familiensaga.
Es geht um Werte wie Ehre, Respekt, Verantwortung, Freunschaft und natürlich die Familie, aber es geht noch weit darüber hinaus.

Doch Werte wie jene lassen sich auch gerne missbrauchen und ihrer Sinnhaftigkeit berauben wenn es darum geht ein Reich, ein Imperium, eine Machtposition aufrecht zu erhalten und das mit allen Mitteln.
Es ist eine komplexe Welt die hier gezeigt wird, den Finger drauf deuten und lospoltern ist aber zu einfach.
Als Außenstehender kann und will ich mir nicht anmassen Urteile zu fällen und die Moralkeule zu schwingen.
Traditionen und Glauben sind hier fest verwurzelt und verankert und versinnbildlichen den irtierenden Ethos und seltsamer Wertevorstellungen fast aller Beteiligten.

Angesiedelt wird die Geschichte kurz nach dem zweiten Weltkrieg.
Kriegsmüde sind alle, desillusioniert und betäubt.
Amerika - das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das Land der Hoffnung und der Träume und der Freiheit beginnt erste Risse zu bekommen.
Einwanderer aus Italien sahen hier einen Neubeginn, weg von der Armut und der Unterdrückung. Dabei entsanden auch da die ersten "Familien" der ersten "Dons". Ungerrechtigkeit macht sich breit, man braucht jemanden auf den man zählen kann und der einem durch schlimme Zeiten führt.
Respektspersonen, Machtkonstrukte, Einflüsse in höhere Ämter bilden sich wie ein pulsierender Kreislauf.

Szenenwechsel:
Der jünste Spross der Corleone-Familie Michael muss nach Sizilien fliehen. Es kommt einem vor als würden Jahrhunderte plötzlich sich abwechseln. Eben im Großstadt-Moloch von New York und nun im kargen aber wunderschönen Sizilien. Hier wird die Tradition erst recht lebendig.
Zwei Hochzeiten dürfen wir Beiwohnen. Die zweite ist trotz der offensichtlichen Armut und Einfachhheit die schönere. Das ganze Dorf ist auf den Beinen. Alles sind da und feiern - die Polizei und das FBI sind weit weit weg. Hier ist man noch unter sich.

In New York herrscht Krieg. Schlechtes Blut muss entfernt werden. Michael selber - der nie in das Familiengeschäft eingebunden werden sollte - war schließlich das Zünglein an der Waage. Die Grenze hat er überschritten und er wird die Familiengeschäfte weiterführen.
Die Drahtzieher und Puppenspieler haben ihre Marionetten und Krieger positioniert.
Das Machtgefüge erholt sich, wird neu geordnet.
Geschäfte laufen weiter, diesmal mit Rauschgift. Don Vito Corleone hat da aber keinen Bock drauf, weil er der Meinung ist das das Geschäft mit dem Dreckszeug uns allen noch auf die Füsse fallen wird.
Vor Don Vito hat man Respekt. Ist Respekt alles? Respekt ist vieles - grade in den heutigen Zeiten des stetigen Werteverfalles werden Respekt und Anerkennung immer mehr zu Fremdwörtern.
Doch wie zeichnet sich Respekt aus? Wenn man einen Unterweltboss im Rücken hat weil man ihm eine Gefälligkeit erwies. Kann man darauf stolz sein? Fühlt man sich sicherer? Stärker?

Die Familie aber steht über allem und genau hier kommt eine gewisse Scheinheilikeit zum Tragen, denn was als erstes bei den Intrigen und Blutfehden unter die Räder kommt sind sämtliche Mitglieder der Familie. Das muss nicht gewaltsam sein, sondern es geschieht langsam und schleichend im Inneren - was vor allem im zweiten Teil offensichtlich wird. Die Geschäfte gehen über alles, die Rollen innerhalb der Familie sind klar verteilt:
Die Männer kümmern sich um die Geschäfte.
Die Frauen um die Kinder, um den Haushalt um das Essen und beim Essen wird nicht über Geschäfte gesprochen.

Tief verwurzelte und fest verankerte Vorstellungen von Werten und festgetzte Regeln brechen nur langsam auf. Auch die Mafia muss sich der Zeit anpassen. Entwurzelungen finden statt. Das Aufrechterhalten von Macht und Stärke geht meist nur mit Gewalt. Mit Geld lässt sich eben nicht alles und jeder kaufen.
Der Weg bis ganz nach oben ist mit Blut besudelt und nur mit Blut ist das Imperium krampfhaft am Leben zu halten. Ständig der Blick nach hinten gerrichtet, der Gefahr laufend ermordet zu werden.

Wie Amerika selbst auf Blut und Knochen errichtet wurde, so werden auch Strukturen wie diese auf Blut und Knochen errichtet. Nur bilden Blut und Knochen kein solides Fundament. Man kann sagen alles tritt sich irgendwann fest, doch selbst die feinsten Haarrisse können alles Instabilität werden lassen. Ob es die kleinsten, oder die größten Imperien sind und auch völlig wurscht welche noch entstehen. Es ist der Teufelskreis der Menscheit.

Alles böse Menschen hier? Alle über einen Kamm scheren?
Ich sehe hier Menschen tanzen, feiern, trinken, essen, das Leben genießen. Die Fassaden dahinter undurchsichtig und durchdringend zugleich. Es ist eine Welt für sich und es wird nicht darauf geachtet wer zwischen die Fronten gerät. Passiert dies dann meist nur in heimtückicher und feiger Art und weise. Zudem äußerst Brutal und Menschenverachtend ohne Gnade!
Ein Weg der sich nicht lohnt, den aber Michael einschlagen wird in der Schlüsselszene des Films mit all den Opfern die er dann bringen muss und wird. Und wofür? Die Entwicklungen könnten finsterer nicht sein.


Inszenatorisch ist das hier die absolute Oberwucht!
Die Kamera ganz nah und gleichzeitig distanziert.
Szenen- und Spannungsaufbau im beispielosen Ausmassen und ein talentiertes Ensemble-Paket bis in die kleinste Nebenrolle.
High-End Permomances zum Zunge schnalzen.
Erfürchtiges Erzählkino ohne Hänger. Kein Gramm zuviel, oder zu wenig.
Die einprägsame Musik lässt sich problemlos beim leisesten Gedanken daran im Köpfchen abrufen und nachsummen.

Marlon Brando hatte übrigens kein großes Interesse seinen Oscargewinn anzuerkennen und blieb der Veranstaltung fern.
An seiner statt schickte er eine amerikanische Ureinwohnerin zur Oscarverleihung um über den desolaten Zustand der amerikanischen Ureinwohner aufmerksam zu machen. Gewichtiges Thema und leider immer noch aktuell im Land der unbegrenzten Möglichkeiten..

"Ich glaube an Amerika!" - heißt es zu Beginn.
Ich kann es mir nicht im Geringsten Vorstellen wie oft dieser Glaube schon erschüttert und enttäuscht wurde. Wieviele stürtzen sich in die Obhut sogenannter "Paten" um Gerechtigkeit zu erfahren, um Sicherheit und ein zufriedeneres Leben zu haben in einem System das die Schwachen und Armen vernachlässigt und ignoriert.
DER PATE versinnbildlicht vieles, legt interessante kulturelle Subtexte frei. Weder glorifiziert, noch verheerlicht der Film die Taten, die Auswirkungen und die Menschen die in diesem Hamsterrad-Konstrukt involviert sind.

Der Film ist - wie sein Nachfolger zwei Jahre Später - nichts anderes als ein Jahrhundertfilm.

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