• Faces Places

    Faces Places

    ★★★★

    (Docucember 23-03) Ein Freund von mir sagt gerne: Das Leben ist schön. Nach der Sichtung von «Visages, villages» muss ich ihm zustimmen, Regie-Ikone Agnès Varda und Fotografie-Künstler JR haben gemeinsam eine Dokumentation purer Menschlichkeit geschaffen.

    Begegnungen im Alltag werden zu berührenden Momenten, ohne, dass Varda die Verletzlichkeit verstecken würde. Kunst und Freude finden zusammen, der Film lässt ein beschwingtes Gefühl entstehen.

  • The Lineup

    The Lineup

    ★★★½

    Wie gnadenlos und leicht wahnsinnig sich Eli Wallach als Dancer durch die Geschichte bewegt, da konnte ich nur an Joe Pesci denken. Passenderweise liefert «The Lineup» gleich zu Beginn eine wilde Actionsequenz und endet mit einer tödlichen Autoverfolgungsjagd.

    Die TV-Serie wurde unter der Regie von Don Siegel zum Film Noir, der sich weniger auf den Inhalt, als die Spannung konzentriert. Das macht Laune und liefert dank den Aussenschauplätzen viele tolle Bilder von San Francisco.

  • Summer of 85

    Summer of 85

    ★★★

    «Été 85» handelt von einem Sommer, in dem das Herz gleichermassen brennt, wie die Sonne. Jugendliche Verwirrungen, extreme Gefühle und die grosse Liebe – alles verbindet sich zu einem Sturm, bei dem nicht nur die Segelboote kentern.

    François Ozon erzählt in seinem Film routiniert von zwei jungen Männern, bietet schöne Aufnahmen und passenden Songs. Wirklich Neues wird mit der Story aber nicht geboten, da es dem Regisseur selten gelingt, Tiefe zu generieren.

  • When the Cat Comes

    When the Cat Comes

    ★★★½

    Miau Miau, die Katze ist da. Und alle Menschen offenbaren ihr wahres Wesen; bunt eingefärbt, ohne täuschende Fassaden. Vojtěch Jasný mischt in seinem Film «Až přijde kocour» märchenhafte Elemente, kindlicher Spass und Gesellschaftskritik zum kreativen Erlebnis.

    Der Film der Tschechisches Neue Welle tanzt geschickt zwischen humorvollen Momenten und ernstgemeinter Beobachtung umher. Die Figuren sind spannend, die optischen Einfälle gelungen und die Prise Anarchie sehr willkommen.

  • Escape to the Silver Globe

    Escape to the Silver Globe

    ★★★½

    Andrzej Żuławski drehte mit «Na srebrnym globie» (1988 fertiggestellt) nicht nur einer der legendärsten Science-Fiction-Filme aller Zeiten, sondern erschuf ein Mahnmal für sein Ego und den Liebeskummer. Die Dokumentation «Escape to the Silver Globe» von Kuba Mikurda zeigt die Hintergründe gut auf.

    Wahn, Eifersucht und Geltungsdrang verbanden sich beim Dreh mit der Auflehnung gegen die polnische Regierung und liessen die Produktion zusammenbrechen. Die Doku scheut sich nicht, Żuławski kritisch zu betrachten und liefert einen interessanten Kontext.

  • Sick of Myself

    Sick of Myself

    ★★★★

    Kristine Kujath Thorp, welche mich bereits in «Ninja Baby» überzeugte, liefert in «Syk pike» eine gelungene Darstellung einer Person ab, die man nur hassen kann. Kristoffer Borgli zeigt uns mit seinem Film eine sarkastische Perspektive auf den Geltungsdrang der heutigen Zeit.

    Das ist nordisch zurückhaltend und pointiert zugleich, inklusive grausigen Momenten und absurden Dialogen. Schön auch, verliert sich der Film mit der Zeit immer mehr im Wahn und den Fantasien der Hauptfigur, bis man keiner Szene mehr vertraut.

  • Ghostbusters: Afterlife

    Ghostbusters: Afterlife

    ★★★

    Noch einmal wurde das Franchise neu gestartet, dieses Mal mit Jason Reitman auf dem Regiestuhl und direkten Verbindungen zum Original. «Ghostbusters: Afterlife» ist ein gut gemachter, toll aussehender und sehr amerikanischer Film. In der ersten Hälfte gelingt das Unterfangen mit frischen Figuren, Ideen und guter Stimmung, dann kommt die Nostalgie-Falle.

    Alle Elemente des Klassikers kehren zurück, damalige Handlungsstränge werden komplett übernommen und das Finale ist ein (für mich als Zyniker) Übelkeit erregendes Schmachtfest mit verklärter, die Familie bejubelnder Moral. Und wie sinnlos war denn die Szene im Wallmart?

    Immerhin: So cool wie Mckenna Grace als Phoebe wäre ich auch stets gerne gewesen.

  • Ghostbusters II

    Ghostbusters II

    ★★★

    Dasselbe nochmal? Fast, Ivan Reitman gönnte sich seiner Fortsetzung «Ghostbusters 2» zwar den gleichen Ablauf und fast denselben Showdown, dafür eine Spur mehr Inhalt. Das wirkt kurzweilig und langweilig zugleich und weiss dem Vorgängerfilm wenig Interessantes hinzuzufügen.

    Der Cast ist wieder mit dabei, die Witze sind oft lahm und die Effekte gut. Wirklich mitreissenden ist wenig an diesem Film, auch die Songs wirken bloss wie schlechte Kopien der Originale.

  • Ghostbusters

    Ghostbusters

    ★★★★

    «Ghostbusters» ist ein merkwürdiger Film: Es fehlen die Handlung, der Spannungsbogen und jegliche Charakterentwicklung; dafür erhält man viel Sexismus, improvisierte Dialoge und eine koksgeschwängerte Atmosphäre.

    Die Besetzung mit Bill Murray und Co. ist legendär, der Film zündet besonders im letzten Drittel. Dort wird die Willkür des Unterfangens komplett ausgelebt und auf nichts Rücksicht genommen, dafür die Szenen mit praktischen Effekten gefüllt. Das macht Laune.

  • Do It

    Do It

    ★★★½

    (Docucember 23-01) Wie jetzt, eine Terrorzelle in Zürich, die europaweit agieren wollte und über deren Personen sogar die CIA eine Akte führte? Die Geschichte, welche Sabine Gisiger und Marcel Zwingli in der Dokumentation «Do it» aufzeigen, passt schlecht in das Bild der braven, biederen Schweiz.

    Doch in den Siebzigerjahren knallte es und drei Teenager versuchten sich am bewaffneten Aufstand. Der Film aus dem Jahre 2000 schaut zurück, zeigt private 8mm-Aufnahmen und versucht die verrückte Zeit und die Gedanken der Betroffenen zu erfassen.

  • The Garment Jungle

    The Garment Jungle

    ★★★

    (Noirvember 23-25) Im Modeviertel kommt es zum Kampf zwischen dem organisierten Verbrechen und den organisierten Arbeiter:innen. Streit, Schlägereien und Mord – «The Garment Jungle» lässt es heisslaufen. Bloss brennt es selten, konzentriert sich der Film zu stark auf einzelne Figuren und ihre Beziehungen.

    Eigentlich von Robert Aldrich gedreht, wurde dieser nach Problemen mit dem Studio von Vincent Sherman ersetzt, der den Film in eine andere Richtung brachte und fast das gesamte Material neu drehte. Mafia gegen Gewerkschaft, das könnte packender sein.

  • Bottoms

    Bottoms

    ★★★★

    Zuerst hatte ich Angst und konnte nicht einschätzen, was der Film will. Dann war klar: Mit «Bottoms» hat sich Emma Seligman einen satirischen, überdrehten und wilden Spass erlaubt. Feminismus, Patriarchat, das US-amerikanische Schulsystem und alle Klischees der High-School-Filme werden als Wirbelsturm präsentiert.

    Der Cast ist mit Rachel Sennott, Ayo Edebiri, Ruby Cruz und Havana Rose Liu grossartig aufgelegt, die Kampfszenen sind erstaunlich blutig und die Witze immer wieder herrlich doof. Dazu kommt die treibende Musik von Charli XCX und Schläge unter die Gürtellinie der Gesellschaft – hell yeah.